Tour ins Kanton Wallis, Schweiz, Teil 1
Tourenbericht von Michael LoidlFotos: Hüttler, Gressenberger, Schepfleitner, Gross, Loidl
Für den heurigen Sommer organisierte Harald Hüttler eine „Strahlerwoche“ im Kanton Wallis in der Schweiz. Zu fünft machten wir uns auf den Weg. Heinz Gressenberger, Andreas Schepfleitner, Jürgen Gross und Michael Loidl waren mit von der Partie.
Gute Funde sind in Gebieten, in denen seit langem erfahrene Strahler auf die Suche gehen, mit unseren Mitteln und in diesem kurzen Zeitraum zwar kaum möglich, aber die Freude, in den Schweizer Bergen auf die Suche zu gehen, war riesengroß. Und ja, natürlich hatten wir auch Hoffnung auf den einen oder anderen Fund!
Vor allem bei Touren in hochalpinem Gelände ist, neben der passenden Ausrüstung, gutes Wetter Voraussetzung, jedoch stellte sich dieses Jahr auch im August noch keine stabile Wetterphase ein. Wir hofften auf das Beste und hatten schon während der Anreise viele Überlegungen zu unseren Touren angestellt.
Abends, je nach Anreiseweg zwischen 8 und 10 Stunden Fahrt, kamen wir endlich in unserer Unterkunft an. Da wir Stoasuacher meist genügsam sind, reichte uns ein Wohnwagen und ein Zelt in Goms völlig aus. Ein gemütlicher Schlafplatz war schnell gerichtet.
Der Wetterbericht für die kommende Woche wurde beim Abendessen nochmals genau analysiert. Nach langen Überlegungen kamen wir zum Schluss, daß eine größere Tour wohl nur gleich am Beginn sinnvoll wäre.
Voller Vorfreude fuhren wir am nächsten Morgen schon früh die Furkapasstraße empor und parkten gleich neben dem berühmten Gebäude „Hotel Belvédère“, das durch einen James Bond Film in den 1960ern Berühmtheit erlangte und auch heute offensichtlich als „Fotospot“ bei „Influencern“ sehr beliebt ist. Wir verließen diese „Welt“ jedoch recht zügig und machten uns auf den Weg zum Eisrand des Rhonegletschers. Die erste Etappe war relativ schnell geschafft, obwohl man leider durch die Absperrungen rund um einen Souvenirstand einige Höhenmeter extra bewältigen musste.
Am Gletscher angekommen, legten wir die Steigeisen an und es folgte der lange und beeindruckende Aufstieg auf blankem Eis, über einen im österreichischen Vergleich riesigen Gletscher. Einen solchen zu begehen ist schon ein Erlebnis. Man merkt bald das alles ist „einen guten Tausender“ höher. Vorbei an wassergefüllten Löchern voller Gletscherflöhe und teils kaum einschätzbar tiefen Gletscherspalten die, je nach Lichteinfall , in variierenden Blautönen bis in tiefe schwarze Abgründe reichten, ging es weiter, leicht ansteigend bis zum Einstieg in unser auserkorenes Gebiet rund um den Galenstock.
Andi und Heinz beim Anlegen der Steigeisen.
Jürgen, Andi und Harri auf dem Rhonegletscher. Rechts hinten der Gipfelbereich des Galenstocks.
Der Blick zurück auf den „Fluss aus Eis“.
Harri, Jürgen und Heinz bei einer kurzen Aufstiegspause.
Etwas über 2850 Metern starteten wir eine erste genauere Erkundung. Gleich zu Beginn konnte Jürgen ganz hinten, in einer vor vielen Jahren ausgeräumten kleinen Kluft, noch ein paar Rauchquarzerl erspähen. In Sichtweite konnte ich auch eine Stelle bearbeiten. Aufgrund der guten Qualität freuten uns auch die kleinsten Stücke.
Alle fünf schwärmten aus und untersuchten an diesem Tag unzählige Felsnischen, Wände und Absätze in schönster hochalpiner Umgebung. Der Restschnee aus dem vergangenen Winter verhinderte zwar die Erkundung von „Neuland“ nahe der Gletscherränder, allerdings konnte bis Mittag jeder von uns zumindest ein paar kleine Spitzerl für den Hosensack entdecken, mancher von uns nennt sie auch „Hosensackite“.
Ein erster kleiner Fund.
Gerade als wir alle wieder versammelt waren und uns ins Graben und Stemmen vertieften, tauchten über einem Felsbuckel einige neugierige Steinböcke auf. Sie kamen recht nah an uns heran und es schien als würden sie „posieren“. Wunderbar diese Tiere in freier Wildbahn beobachten zu können!
Auch nach einigem Einsatz kam leider keine richtige Kluft zum Vorschein, aber es konnten in kleineren mit Letten gefüllten Quarzhohlräumen Teile von hellen Rauchquarzen und wasserklare verzerrte Quarze geborgen werden.
Steinbocksichtung.
Der verheißungsvolle Blick in einen Quarzhohlraum, leider waren fast nur Kristallscherben zu bergen.
Jürgen mit einem hellen Rauchqaurz von dieser Stelle.
Eine interessasnte Quarz-Nadel (7cm) aus einem lettegefüllten Hohlraum.
Eigentlich schon beim Zusammenpacken konnte ich, zufällig etwa einen Meter oberhalb, eine unscheinbare Kluft frei stemmen , die viel feinen Chlorit enthielt. Eingebettet darin lagen ein paar Hände voll kleiner Rauchquarzspitzerl bis 2cm und in einem Bereich der kleinen Kluft auch ein paar Spitzen mit bis zu 5cm.
Da kann man schon zufrieden sein, oderrr!?
Die soeben geöffnete kleine Kluft mit dunklem Chloritsand und einige Rauchquarze.
Ein Rauchquarz frisch geborgen.
Die Fundstücke sammeln sich vor der Kluft!
Rauchquarze bis ca. 5cm Länge.
Kurz nach Mittag erkannten wir, daß die Quellwolken sich mehr und mehr auftürmten. Es fiel uns allen nicht leicht in dieser Kulisse mit der Suche aufzuhören, aber wir mussten zusammenpacken. Eilig versuchte ich noch ein paar Spitzerl aus der kleinen Kluft zu bergen und alles im Rucksack zu verstauen. Besonders die Wolkenbildungen in der Ferne über dem Gebiet des Finsteraarhorns erregten nun unsere Aufmerksamkeit. Schon bald fiel Nebel über den höchsten Gipfeln ein und wenige Kilometer entfernt hörte man, in immer kürzer werdenden Abständen, das Donnergrollen eines heranwachsenden Gewitters. Nach dem langen Abstieg über das Felsgelände und später über das Eis des Rhonegletschers erreichten wir endlich wieder den unteren Eisrand, legten die Steigeisen ab und rasteten kurz.
Blick in eine natürliche „Eisgrotte“ nahe der Gletscherzunge.
Bei uns war es immer noch ruhig, aber im Paralleltal entlud sich schon ein kräftiges Gewitter. Als wir wenig später wieder den Souvenirstand und die Aussichtspunkte an der Gletscherzunge erreichten, wurden wir wie wilde „Exoten“ beäugt. Als wir an unzähligen sommerlich bekleideten Ausflüglern vorbeikamen, ereilten uns viele fragende Blicke, manche musterten uns regelrecht. Vermutlich wunderten sie sich über unser Erscheinen aus weglosem, für manche als „unbegehbar“ einzustufendem Gelände und aufgrund unserer großen Rucksäcke und der sichtbaren Werkzeuge. Was für ein Kontrast! Als wir schließlich das Auto erreichten, begann es zu regnen. Später, und vor allem in der Nacht, gab es auch ein kräftiges Gewitter, und das genau in der Gegend, in der wir vorher suchten. Wir waren alle sehr erleichtert und glücklich, daß wir rechtzeitig im Tal angekommen waren.
Während Harri uns ein feines Essen im Camper zubereitete (für den Salat durfte eigens importiertes steirisches Kernöl natürlich nicht fehlen), reinigten wir ein paar der Funde (und auch uns) und hatten einen schönen Abend in gemütlicher Runde. Für den nächsten Tag entschieden wir uns für eine etwas kleinere Tour. Das Wetter war weiterhin unbeständig angesagt. Morgens ganz gut und nachmittags wieder Gewitter die teils heftig ausfallen können – typisches alpines Sommerwetter.
Nach erholsamem Schlaf ging es morgens wieder weiter. Dieses mal ein kürzerer Anstieg. Wir fuhren auf den Nufenenpass...
Fortsetzung folgt!