Neue Fluorite vom Weisseck im Lungau.
Ein Bericht von Reinhold Bacher.
Im Juli 2009 war ich mit Harry Hüttler und Hans Leitner am Weisseck unterwegs, um an der Eiskluft zu arbeiten. Auf Grund des vielen Eises in der Eiskluft konnten wir dort an diesen Tag nicht viel ausrichten. Also beschlossen Harry und ich die Zeit zu nutzen, und uns auf die Suche nach neuen Fluoritfundstellen zu machen. Generell gibt es am Weisseck wenig sichtbare Anzeichen und keine Fluoritleisten im anstehenden Fels, die als mögliche Anhaltspunkte genommen werden können.
Wir hatten schon eine längere Zeit eine Felsrinne hinab gesucht und daraufhin beschlossen, die nächste Felsrinne wieder hinauf zu suchen. Tatsächlich konnten wir schon bald im Schutt immer wieder kleinere Bruchstücke von Fluorit finden. Langsam arbeiteten wir uns die Rinne hinauf – weitere vereinzelte Funde von Fluoritstücken bestätigten uns, dass wir noch immer auf der richtigen Spur waren. Vor einer kleinen Felsnase wurden die Fluoritstücke häufiger. Ich begann direkt vor der kleinen Felswand im Schutt zu graben. Die Fluorite stammten eindeutig von dieser Stelle. Ich konnte im anstehenden Felsen die unscheinbaren Reste eines Fluoritbandes entdecken. Nach der Form des Felsen und des Bandes war hier wohl vor langer Zeit ein auskristallisierter Hohlraum gewesen. Die Kristalle jedoch waren schon alle durch den Frost und die Witterungseinflüsse zerstört worden. Ich konnte nur mehr einige unbrauchbare Scherben bergen. Ich setzte meine Suche über den eineinhalb Meter hohen Felsen fort. Dort wurde ich auf einen quer verlaufenden Spalt aufmerksam der ca. 1 cm breit war und senkrecht in den Boden zog. Der 70 cm lange Klufhaken verschwand zur Gänze. Was mir jedoch besonders gefiel war, dass ich den Klufthaken hin und her bewegen konnte. Das war für mich der Hinweis, dass der Spalt im Inneren wesentlich breiter war. Ich rief Harry zu mir, der ca. 10 Meter oberhalb von mir suchte, um ihm den Spalt zu zeigen. Da wir Meißel und Hammer nicht bei uns hatten und es schon spät wurde, beschlossen wir diese Stelle bei unserer nächsten Tour erneut aufzusuchen. Eine Woche später waren wir wieder vor Ort. Leitner Hans war diesen Mal auch dabei. Es brauchte nur wenige Schläge mit Fäustel und Meißel, denn das mürbe Kalkgestein ließ sich mühelos bearbeiten, um hineinsehen zu können. Es handelte sich um einen beachtlichen Hohlraum, der fast bis zur Decke mit losem Gestein gefüllt war. Die ersten Brocken wurden vorn über gebeugt herausgehoben. Eine Stunde später saß ich bereits im noch engen Hohlraum und gab die Felsbrocken hinaus zu Harry und Hans. Die Kluft verbreitete sich nach unten und zog leicht schräg nach hinten in den Berg hinein. Es dauerte eine weitere Stunde bis ich das heiß ersehnte Indiz fand, das mir anzeigte das ich auf der richtigen Spur war: ein helles transparentes blaugrünes Fluoritstück von guter Qualität mit einer Größe von etwa 3 cm. Nach diesem Fund überlegten wir uns die weitere Vorgangsweise. Da wir zu diesem Zeitpunkt an der Eiskluft arbeiteten, und diese Fundstelle nach einer größeren Baustelle aussah, beschlossen wir die neue Kluft sorgfältig zu verschließen. Wir wollten sie dann in Ruhe bearbeiten wenn wir genügend Zeit dafür hätten. Die Kluft wurde im Juli 2009 verschlossen.
Wir konnten damals noch nicht ahnen, dass wir bis einschließlich 2016 intensiv an der Eiskluft arbeiten würden. Die folgenden zwei Jahre waren wir in anderen Gebieten unterwegs, und so sollte die Fundstelle für genau zehn Jahre verschlossen bleiben. In diesen zehn Jahren habe ich immer wieder einmal bei der verschlossenen Stelle vorbeigeschaut und beruhigt feststellen können, dass noch kein anderer Sammler darauf aufmerksam geworden ist.
Der Juli 2019 sollte nun der Zeitpunkt sein, um dieser Kluft endlich das Geheimnis zu entlocken, ob es dort gute Fluorite gibt oder nicht. An diesem Tag waren wir zu fünft unterwegs (Reinhold Bacher, Harry Hüttler, Anton Bayer, Hans Lasshofer, Michael Loidl). Es ist gar nicht leicht bei fünf Mineraliensammlern einen gemeinsamen Termin für eine Bergtour zu finden. Ausgerechnet an dem vereinbarten Tag war schlechtes Wetter angesagt mit Regen und Schneefall ab 2000 Meter. Wir ließen uns von der schlechten Prognose nicht abhalten und starteten sehr früh für unsere Tour auf das Weisseck. Außer uns kam an diesem Tag wohl keiner auf die Idee auf den Berg zu gehen. Nach ca. zweieinhalb Stunden hatten wir die Fundstelle erreicht. Der Wind peitschte uns ins Gesicht und der anfängliche Nieselregen ging immer mehr in Schneefall über. Oben fingen wir sofort zu arbeiten an – ein unnötiges herumstehen war auf Grund der Kälte sowieso nicht möglich.
Wir öffneten die verschlossene Kluft. Anton und ich wechselten uns bei der Arbeit in der Kluft ab. Später arbeitete auch Harry in der Kluft. Die größeren Gesteinsbrocken wurden heraus gegeben, der feinere Schutt wurde in einem Kübel gefasst und durch das enge Loch hinaus gereicht. Die Arbeit ging gut voran. Schon nach einer Stunde musste, aufgrund der Tiefe des Lochs, ein Seil verwendet werden.
Nach etwa 3 Stunden intensiver Arbeit wurde der erste brauchbare Fluorit gefunden. Dies war ein dringend benötigter Motivationsschub, den inzwischen hatte der Schneefall zugenommen und es wehte ein eisiger Wind. Wir froren fürchterlich. In der Kluft war es etwas angenehmer, dafür war es danach im freien umso kälter, weil wir bei der Arbeit in der Kluft geschwitzt hatten. Ich löste mich mit Toni und Harry in relativ kurzen Abständen ab, um bei der Kluftarbeit das hohe Arbeitstempo beibehalten zu können. Der Wechsel war nicht ganz unproblematisch denn der senkrechte Einstieg war so eng, dass man beide Arme nach oben strecken musste, um mit dem Oberkörper durchzukommen. Gleichzeitig hingen in diesem Moment die Beine frei in der Luft, da sich die Kluft nach unten in alle Richtungen ausbreitete. Erst wenn man bis über die Schulter aus dem Eingang schaute, konnte man mit den Füßen auf der Seite spärlichen Halt finden. Kurz gesagt: Aus der Kluft zu kommen war immer sehr anstrengend. Nachdem Ausstieg waren wir völlig erschöpft.
An diesem Tag erreichten wir eine Tiefe von zweieinhalb Metern. Wir konnten ein paar sehr schöne Handstufen bergen und unzählige Kleinstufen und Einzelkristalle.
Die gefundenen Fluorite sind sehr transparent. Die Farbe erinnert an Aquamarin, bei einigen Stücken einmal mehr ins bläuliche und bei anderen mehr ins grünliche abweichend. Ein farblicher Zonarbau ist nicht vorhanden – allerdings zeigen wenige Fluorite eine attraktive violette Einfärbung an den Kanten. Bei einer Kantenlänge von bis zu 3,5 cm sind die stark parkettierten Oberflächen hochglänzend bis seidenmatt glänzend. Es wurden auch angelöste Fluorite gefunden, teilweise mit hochglänzenden Ätzgruben. Einige Fluorite sind so stark gelöst, dass keine Kristallform mehr erkennbar ist. Ungewöhnlich an dieser Kluft ist, dass kein einziger Calcit gefunden wurde – bei allen anderen Klüften am Weisseck war immer Calcit vorhanden.
Bei der Zweiten Begehung waren Reinhold Bacher, Harry Hüttler, Michael Loidl, Hans Leitner und Werner Hintringer dabei. Die Kluftarbeit wurde fortgesetzt bis auf eine Tiefe von etwa vier Metern. Leider nahmen die Funde rapide ab und es konnten nur mehr wenige Fluorite gefunden werden. Zusätzlich verjüngte sich die Kluft nach unten relativ schnell auf einen schmalen Spalt. Deshalb wurde die Arbeit beendet und das Loch wieder verschlossen. Alle Beteiligen Sammler an dieser Kluft sind Mitglieder der Lungauer Stoafexn. Auch wenn letztlich der ganz große Fund ausgeblieben ist, hat jeder ein paar nette Stücke für seine Sammlung, und freut sich über die Bereicherung einer neuen Farbe für die eigene Fluoritsammlung!
Wir hatten schon eine längere Zeit eine Felsrinne hinab gesucht und daraufhin beschlossen, die nächste Felsrinne wieder hinauf zu suchen. Tatsächlich konnten wir schon bald im Schutt immer wieder kleinere Bruchstücke von Fluorit finden. Langsam arbeiteten wir uns die Rinne hinauf – weitere vereinzelte Funde von Fluoritstücken bestätigten uns, dass wir noch immer auf der richtigen Spur waren. Vor einer kleinen Felsnase wurden die Fluoritstücke häufiger. Ich begann direkt vor der kleinen Felswand im Schutt zu graben. Die Fluorite stammten eindeutig von dieser Stelle. Ich konnte im anstehenden Felsen die unscheinbaren Reste eines Fluoritbandes entdecken. Nach der Form des Felsen und des Bandes war hier wohl vor langer Zeit ein auskristallisierter Hohlraum gewesen. Die Kristalle jedoch waren schon alle durch den Frost und die Witterungseinflüsse zerstört worden. Ich konnte nur mehr einige unbrauchbare Scherben bergen. Ich setzte meine Suche über den eineinhalb Meter hohen Felsen fort. Dort wurde ich auf einen quer verlaufenden Spalt aufmerksam der ca. 1 cm breit war und senkrecht in den Boden zog. Der 70 cm lange Klufhaken verschwand zur Gänze. Was mir jedoch besonders gefiel war, dass ich den Klufthaken hin und her bewegen konnte. Das war für mich der Hinweis, dass der Spalt im Inneren wesentlich breiter war. Ich rief Harry zu mir, der ca. 10 Meter oberhalb von mir suchte, um ihm den Spalt zu zeigen. Da wir Meißel und Hammer nicht bei uns hatten und es schon spät wurde, beschlossen wir diese Stelle bei unserer nächsten Tour erneut aufzusuchen. Eine Woche später waren wir wieder vor Ort. Leitner Hans war diesen Mal auch dabei. Es brauchte nur wenige Schläge mit Fäustel und Meißel, denn das mürbe Kalkgestein ließ sich mühelos bearbeiten, um hineinsehen zu können. Es handelte sich um einen beachtlichen Hohlraum, der fast bis zur Decke mit losem Gestein gefüllt war. Die ersten Brocken wurden vorn über gebeugt herausgehoben. Eine Stunde später saß ich bereits im noch engen Hohlraum und gab die Felsbrocken hinaus zu Harry und Hans. Die Kluft verbreitete sich nach unten und zog leicht schräg nach hinten in den Berg hinein. Es dauerte eine weitere Stunde bis ich das heiß ersehnte Indiz fand, das mir anzeigte das ich auf der richtigen Spur war: ein helles transparentes blaugrünes Fluoritstück von guter Qualität mit einer Größe von etwa 3 cm. Nach diesem Fund überlegten wir uns die weitere Vorgangsweise. Da wir zu diesem Zeitpunkt an der Eiskluft arbeiteten, und diese Fundstelle nach einer größeren Baustelle aussah, beschlossen wir die neue Kluft sorgfältig zu verschließen. Wir wollten sie dann in Ruhe bearbeiten wenn wir genügend Zeit dafür hätten. Die Kluft wurde im Juli 2009 verschlossen.
Wir konnten damals noch nicht ahnen, dass wir bis einschließlich 2016 intensiv an der Eiskluft arbeiten würden. Die folgenden zwei Jahre waren wir in anderen Gebieten unterwegs, und so sollte die Fundstelle für genau zehn Jahre verschlossen bleiben. In diesen zehn Jahren habe ich immer wieder einmal bei der verschlossenen Stelle vorbeigeschaut und beruhigt feststellen können, dass noch kein anderer Sammler darauf aufmerksam geworden ist.
Der Juli 2019 sollte nun der Zeitpunkt sein, um dieser Kluft endlich das Geheimnis zu entlocken, ob es dort gute Fluorite gibt oder nicht. An diesem Tag waren wir zu fünft unterwegs (Reinhold Bacher, Harry Hüttler, Anton Bayer, Hans Lasshofer, Michael Loidl). Es ist gar nicht leicht bei fünf Mineraliensammlern einen gemeinsamen Termin für eine Bergtour zu finden. Ausgerechnet an dem vereinbarten Tag war schlechtes Wetter angesagt mit Regen und Schneefall ab 2000 Meter. Wir ließen uns von der schlechten Prognose nicht abhalten und starteten sehr früh für unsere Tour auf das Weisseck. Außer uns kam an diesem Tag wohl keiner auf die Idee auf den Berg zu gehen. Nach ca. zweieinhalb Stunden hatten wir die Fundstelle erreicht. Der Wind peitschte uns ins Gesicht und der anfängliche Nieselregen ging immer mehr in Schneefall über. Oben fingen wir sofort zu arbeiten an – ein unnötiges herumstehen war auf Grund der Kälte sowieso nicht möglich.
Wir öffneten die verschlossene Kluft. Anton und ich wechselten uns bei der Arbeit in der Kluft ab. Später arbeitete auch Harry in der Kluft. Die größeren Gesteinsbrocken wurden heraus gegeben, der feinere Schutt wurde in einem Kübel gefasst und durch das enge Loch hinaus gereicht. Die Arbeit ging gut voran. Schon nach einer Stunde musste, aufgrund der Tiefe des Lochs, ein Seil verwendet werden.
Nach etwa 3 Stunden intensiver Arbeit wurde der erste brauchbare Fluorit gefunden. Dies war ein dringend benötigter Motivationsschub, den inzwischen hatte der Schneefall zugenommen und es wehte ein eisiger Wind. Wir froren fürchterlich. In der Kluft war es etwas angenehmer, dafür war es danach im freien umso kälter, weil wir bei der Arbeit in der Kluft geschwitzt hatten. Ich löste mich mit Toni und Harry in relativ kurzen Abständen ab, um bei der Kluftarbeit das hohe Arbeitstempo beibehalten zu können. Der Wechsel war nicht ganz unproblematisch denn der senkrechte Einstieg war so eng, dass man beide Arme nach oben strecken musste, um mit dem Oberkörper durchzukommen. Gleichzeitig hingen in diesem Moment die Beine frei in der Luft, da sich die Kluft nach unten in alle Richtungen ausbreitete. Erst wenn man bis über die Schulter aus dem Eingang schaute, konnte man mit den Füßen auf der Seite spärlichen Halt finden. Kurz gesagt: Aus der Kluft zu kommen war immer sehr anstrengend. Nachdem Ausstieg waren wir völlig erschöpft.
An diesem Tag erreichten wir eine Tiefe von zweieinhalb Metern. Wir konnten ein paar sehr schöne Handstufen bergen und unzählige Kleinstufen und Einzelkristalle.
Die gefundenen Fluorite sind sehr transparent. Die Farbe erinnert an Aquamarin, bei einigen Stücken einmal mehr ins bläuliche und bei anderen mehr ins grünliche abweichend. Ein farblicher Zonarbau ist nicht vorhanden – allerdings zeigen wenige Fluorite eine attraktive violette Einfärbung an den Kanten. Bei einer Kantenlänge von bis zu 3,5 cm sind die stark parkettierten Oberflächen hochglänzend bis seidenmatt glänzend. Es wurden auch angelöste Fluorite gefunden, teilweise mit hochglänzenden Ätzgruben. Einige Fluorite sind so stark gelöst, dass keine Kristallform mehr erkennbar ist. Ungewöhnlich an dieser Kluft ist, dass kein einziger Calcit gefunden wurde – bei allen anderen Klüften am Weisseck war immer Calcit vorhanden.
Bei der Zweiten Begehung waren Reinhold Bacher, Harry Hüttler, Michael Loidl, Hans Leitner und Werner Hintringer dabei. Die Kluftarbeit wurde fortgesetzt bis auf eine Tiefe von etwa vier Metern. Leider nahmen die Funde rapide ab und es konnten nur mehr wenige Fluorite gefunden werden. Zusätzlich verjüngte sich die Kluft nach unten relativ schnell auf einen schmalen Spalt. Deshalb wurde die Arbeit beendet und das Loch wieder verschlossen. Alle Beteiligen Sammler an dieser Kluft sind Mitglieder der Lungauer Stoafexn. Auch wenn letztlich der ganz große Fund ausgeblieben ist, hat jeder ein paar nette Stücke für seine Sammlung, und freut sich über die Bereicherung einer neuen Farbe für die eigene Fluoritsammlung!
Toni, Michael und Harry bei der Arbeit vor der Kluft (Foto: Hans Lasshofer)
Toni beim Vortrieb in der Kluft (Foto: Hans Lasshofer)
Der anstrengende Ausstieg steht hier noch bevor (Foto: Hans Lasshofer)
Frisch geborgene Fluoritstufe (Foto: Hans Lasshofer)
Kleinere Fundstücke, das erste Mal am Tageslicht (Foto: Hans Lasshofer)
Fluorit auf Kalkmatrix, 10.5 x 8.7 x 5.3 cm (Foto und Sammlung: Reinhold Bacher)
Fluorit mit violetter Kantenfärbung, 4.7 x 4.4 x 2.8 cm (Foto und Sammlung: Reinhold Bacher)
Dasselbe Stück von einer anderen Perspektive (Foto und Sammlung: Reinhold Bacher)
Transparenter Fluorit mit einer Kantenlänge von 3.5 cm, 9.3 x 7.5 x 3.3 cm (Foto und Sammlung: Reinhold Bacher)
Stark an gelöster glänzender Fluorit, 3.9 x 2.5 x 2.2 cm (Foto und Sammlung: Reinhold Bacher)
Hochglänzender angelöster Fluorit ohne Kristallform, 4.1 x 2.6 x 2.3 cm (Foto und Sammlung: Reinhold Bacher)