Touren im Kanton Wallis, Schweiz, Teil 2

Bericht von Michael Loidl
Fotos: Hüttler, Gressenberger, Schepfleitner, Gross, Loidl

Beim Aufstieg (Heinz, Jürgen, Harri, Andi)




Beim Aufstieg tröpfelte es bereits leicht und um ca. 8 Uhr morgens hörten wir es in der Ferne donnern. Wir vermuteten, dass es sich um den Rest einer nächtlichen Gewitterzelle handelte und legten unsere Regenjacken an.
Als der Niederschlag stärker wurde, entschied sich Jürgen verständlicherweise lieber umzukehren, und im Auto zu warten.
Die Gruppe ging mit einem etwas mulmigen Gefühl weiter über den Gletscher, die Wetterentwicklung natürlich immer im Blick. In potentiell fündigen Bereichen teilte sich die Gruppe in Zweierteams auf: Heinz und Harri steuerten auf eine größere Felszone zu und Andi war mit mir auf der anderen Hangseite in die Suche vertieft.
Das Donnern wurde weniger und auch der Regen ließ nach, die Wolken zogen aber immer noch recht schnell über den grauen Himmel.



Der Griesgletscher mit grimmiger Wolkenstimmung





Eine erste kleine Kluft




Einige Stunden konnten wir nun mit dem Suchen verbringen und fanden tatsächlich ein paar kleine aber wasserklare Quarze und etwas Calcit.
Gegen Mittag sahen wir auf der anderen Talseite zwei Personen, die recht zügig den breiten Gletscher querten und bald erkannten wir, dass es sich um Harri und Heinz handeln musste. Auch Andi und ich waren uns bewusst, dass die Gewitterwahrscheinlichkeit ab Mittag wieder rasant anstieg, daher packten wir zusammen und trafen die beiden an der Gletscherzunge. Wir erfuhren, dass Jürgen sie telefonisch erreichte und vor einem starken Gewitter warnte das wahrscheinlich in unsere Richtung zog. Bei uns, ein paar Kilometer vom Parkplatz entfernt, wirkte es zwar noch nicht brisant, aber wir nahmen die Warnung unseres Kameraden natürlich ernst. Daher war auch an diesem Tag wieder ein schneller Abstieg angesagt!
Zu viert machten wir uns auf den Weg. Auf einer Anhöhe sah man, dass die Wolken schon um die umgebenden 3000er wehten. Oben fiel plötzlich Nebel ein und weiter hinten wurden es immer dunkler. Es zog immer schneller zu und ich zog beim Tempo immer mehr an. Ein ungutes Gefühl beschleunigte mein Abstiegstempo noch weiter, bis ich unsere Gruppe im Laufschritt überholte.
„Hätt ich doch auch in der Früh umgedreht!“ dachte ich mir.
Sie wussten von meiner Gewitterangst und ich hoffte bald aus dem exponierten Gelände draußen zu sein.



Aufbruchsstimmung (Andi, Heinz, Harri)





Ein Blick zurück, Wind kommt auf!






Als ich wieder am breiten Weg umgeben von hohen Bergen angekommen war, rastete ich, und wartete auf meine Kollegen. Zum Glück blieb das Gewitter vorerst in den Nebentälern. Da das Telefon wieder Empfang hatte, nutzte ich die Gelegenheit um mir das Wetterradar anzusehen. Was ich sah, war kaum zu glauben! Wir waren umgeben von 2 Gewittern und bewegten uns genau in einem sehr kleinen ruhigen Bereich zwischen den Fronten. Als Harri, Andi und Heinz wieder zu mir stießen, zeigte ich ihnen das Radarbild. Staunend verewigten wir es gleich.



Zwischen den Gewitterfronten





Blick aus dem Auto




Die Stimmung war trotz des erneuten Tourenabbruchs bei uns immer noch ausgezeichnet und so scherzten wir, als wir den letzten Kilometer zum Auto wanderten. Tatsächlich schafften wir es auch trocken zum Parkplatz. Dort angekommen blieb aber nicht einmal Zeit zum Umziehen denn es setzte, genau im Moment unserer Ankunft, Starkregen ein.
Jürgen hatte sich schon um uns gesorgt denn vom Auto aus konnte er schon Stunden vorher ein Unwetter beobachten und er hätte eigentlich erwartet, dass wir „Mittendrin“ gewesen wären.
Nach der Heimfahrt über die Passstraße im starken Regen waren wir froh schließlich sicher in unserer Unterkunft im Tal angekommen zu sein und genossen am Abend unsere Elektrolytzufuhr besonders.



Wieder sicher im Tal




Binntal:

Für den nächsten Tag war endlich stabiles Wetter angesagt, zumindest nur geringe Gewittergefahr bei bewölktem Himmel. Auf so einen Tag hatte Harri schon gehofft denn er entdeckte schon im Vorjahr an einer Stelle im Binntal gute Anzeichen für schwarze Tumaline, die in Derbquarz eingewachsen waren. Damals fehlte allerdings die Zeit der Sache genauer auf den Grund zu gehen.



Edelweiß im Binntal




Wir organisierten einen „Tälerbus“ Transport hinauf ins Gebiet der Turbenalp. Beim Aufstieg entschieden wir, dass Harri mit Heinz und Andi an der Fundstelle arbeiteten, während Jürgen und ich auf Erkundung gingen.

Die drei arbeiteten an ihrer „Baustelle“ und etwa zwei Stunden später erreichte ich mit Jürgen einen Grat mit Blick ins Fäldbachtal. In der Ferne sahen wir andere Mineraliensammler und Strahler an den Hängen suchen. Von weitem erkannte man auch viele alte, leergeräumte Klüfte. Nach einiger Zeit zählten wir mindestens 30 Mineraliensammler! Viele nützten wohl auch diesen stabileren Tag und vermutlich fand auch eine geführte „Sammelwanderung“ statt.

Durch die Menge an Sammlern änderten wir unsere Route und querten recht steile Hänge. Die Kluftdichte war gebietsweise außerordentlich hoch. Jürgen und ich waren das erste Mal dort und es wunderte uns nicht, dass dieses Gebiet schon lange als „sehr abgesucht“ galt. Wenn wir eine verdächtige Stelle ausmachen konnten, war diese schon vor langer Zeit bearbeitet worden. Die Chancen auf Funde schätzten wir dadurch natürlich nur minimal ein. Aber das änderte nichts an unserer Motivation und wir genossen die schöne Landschaft und das angenehme Wetter.

Zeitgleich verfolgte das „Turmalinteam“ eine Quarzader in die Tiefe, die immer wieder kristallisierte Hohlräume zeigte. Kleine Quarzflächen und etwas Ankerit tauchten auch schon auf. Leider reichte bisher noch keiner der Turmaline in einen Hohlraum, es war alles eingewachsen und bildete keine Endflächen, doch es wurde fleißig weitergearbeitet.

Jürgen und ich querten einen Graben der durch die kürzlichen Starkregen frisch ausgeschwemmt schien. Das interessierte mich denn vielleicht hat es was Neues freigelegt!? Jürgen war skeptisch denn genau in dieser Rinne schien es nur Kalkgestein und keinen Bündnerschiefer zu geben. Ich sagte noch „Kalk?, ja könnt doch auch passen in so einem guten Gebiet“. Ein paar Meter weiter erkannte ich eine kleine Einschnürung im Gestein und tatsächlich eine offene kleine Spalte und obenauf schon der erste Bergkristall!
Sichtlich überrascht kam Jürgen hinterher und wir konnten, neben ein paar kleineren Spitzerln und etwas Calcit, drei ansehnliche Bergkristalle bergen.



Die Kluft im Kalkgestein


Da freut sich Michael!



Drei Kristalle aus dieser Kluft


Weiter unten bei der „Turmalinstelle“ wurde es auch interessant. Endlich ein paar Turmaline mit Endflächen! Seine „gute Nase“ hatte Harri nun wieder bewiesen. Ein paar Quarzkristalle konnten dort auch noch geborgen werden bis am Nachmittag unsere Gruppe wieder zusammenkam.

Die Quarzader würde noch weiter in den Berg ziehen, aber da haben wir „Urlauber“ einen Nachteil denn so oft kommen wir nicht in diese Region. Daher wurde die Stelle wieder komplett verfüllt und renaturiert. Erstens weil sich das als Stoasucher so gehört, und zweitens… vielleicht kommen wir ja doch mal wieder.



Andi vor der „Turmalinbaustelle“, Heinz im Vortrieb





Quarz mit kleinen Turmalinnadeln





Turmalinaggregat





Turmalin (Schörl) mit kleinen Bergkristallen





Jürgen vor einer interessanten Felsformation im Binntal

















In Binn ließen wir den Abend bei Speis und Trank zufrieden ausklingen und überlegten uns noch eine Tour für den nächsten Tag.


Wieder am Nufenenpass:

Am nächsten Morgen starteten wir (schon wieder wetterbedingt) zu einem zweiten „Halbtag“ auf den Nufenenpass. Neben Funden von einigen „Hosensackiten“, also kleinen Bergkristallspitzerln, war dieses Mal Jürgen das Glück hold denn er konnte eine Kluft aufstemmen, die ein paar Bergkristalle mit super Qualität (bis 8cm) begleitet von Calciten beinhaltete!



Beeindruckender Größenvergleich, der Pfeil markiert Harri





Impressionen vom Gletscher





Die Kluft von Jürgen





Der glückliche Finder





Frische Bergkristalle











Andi am Gletscher




Alles Käse:

Den Nachmittag vor der Abreise nutzen wir, um in der Käserei in Goms exzellente Mitbringsel einzukaufen.

Auch am Abend blieb es bei Käse denn ein traditionelles Raclette wartete auf uns!

Für manchen von uns war das portionsweise Servieren etwas ungewohnt, besonders der nach den auslaugenden Tagen hungrige Andi konnte kaum den nächsten Teller erwarten. Aber dazu ein paar „Panasch“ oder „Kübel“ in lustiger Runde und im Endeffekt wurden alle richtig satt!




Da weiß man woher der Käse kommt!








Raclette, ein Genuss!




Abschliesend:

Durch die äußerst instabile Wettersituation in dieser Woche war das Abwägen nicht einfach, besonders für hochalpine Touren. Wir versuchten immer früh zu starten und an den Nachmittagen wieder zurück zu sein.
Offensichtlich setzten wir uns dennoch einem gewissen Risiko aus denn auch vormittags kann man in eine brenzlige Situation geraten.
Alpines Sommerwetter ist tückisch und es sei erwähnt, dass die „stundengenauen“ Voraussagen, besonders bei diversen „Wetter Apps“, insbesondere in den Bergen, regional nicht stimmen können, da diese Vorhersagen aus der Großwetterlage heruntergerechnet werden (falls verfügbar, ist ein wirklich regionaler Wetterbericht einer ansässigen Wetterstation, gepaart mit Beobachtungen, aussagekräftiger).
So wurde aus diesem Fundbericht eher ein Gewitterbericht mit Funden am Rande. Dennoch war die Woche für uns alle eine riesige Gaudi mit phantastischen Eindrücken in gewaltiger Kulisse, super Schweizer Spezialitäten und netten Kontakten mit den Wallisern, die uns Stoasucher als „Teilzeitstrahler“ willkommen hießen.

Für die meisten von uns ist das wohl eine Wiederholung wert!